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Förderverein der Archenhold-Sternwarte
und des Zeiss-Großplanetariums Berlin e. V.

Newsletter 10/2023

 
 

Berlin-Treptow, 1.10.2023

Sehr geehrte Mitglieder unseres Fördervereins,

unser Newsletter informiert über die geplante Astro-Börse-Berlin, das anstehende Herbstkolloquium der Arbeitsgemeinschaften und weitere interessante Aktivitäten. Des weiteren finden Sie in diesem Newsletter Berichte über sehr erfolgreich durchgeführte Veranstaltungen durch die Mitglieder des Fördervereins. Remondo Dubbke beschreibt in seinem Bericht und den Fotos die gute Stimmung während der Langen Nacht der Astronomie auf dem Tempelhofer Feld.

 

Informationen des Fördervereins

6. Astro-Börse-Berlin

Am 11. 11. 2023 findet von 13.00 bis 17.00 Uhr die diesjährige Astro-Börse in der Archenhold-Sternwarte statt. Das Motto: Verkaufen, Kaufen und Tauschen von astronomischem Equipment.

Außerdem lädt ein interessantes Rahmenprogramm ein: Der Vortrag „Welches Fernrohr passt zu mir“, eine „Fernrohrprüfstrecke“ und der Verkauf astronomischer Literatur. Die Mitglieder der AG Bibliothek ermöglichen die Bibliothek der Archenhold-Sterwarte zu besichtigen. Die Besichtigung der Bibliothek gehört nicht zu den Standardveranstaltungen und ist nur an diesem Tag möglich.

Wer privat etwas verkaufen möchte, meldet sich bitte bei Oliver Hanke an: ohanke@planetarium.berlin. Es fällt keine Standmiete oder Servicegebühr an. Weitere Informationen sind auf der Internetseite der Stiftung Planetarium Berlin zu finden.

Die ABB ist eine gemeinsame Veranstaltung des Fördervereins der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums Berlin e. V. sowie des Fördervereins der Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V.

 

45. Herbstkolloquium der Arbeitsgemeinschaften

Am 24. 11. 2023 findet um 18.00 Uhr in der Treptower Archenhold-Sternwarte traditionell unser Herbstkolloquium statt. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften und mit der Archenhold-Sternwarte verbundene Amateurastronomen berichten über die Höhepunkte ihrer Arbeit im vergangenen Jahr.
Die kleinen und großen Beiträge sollen zur Diskussion, zum Nachmachen oder zum Genießen anregen. In diesem Jahr werden wir u. a. Informationen aus der AG Bibliothek zur Digitalisierung von Tonbandmitschnitten und einen Expeditionsbericht von der Sonnenfinsternis vom 20. April in Australien bekommen.

 

Gründung einer Beobachtergruppe

Liebe Fördervereinsmitglieder,
wie auf der Mitgliederversammlung in diesem Jahr angeregt, planen wir, eine Beobachtergruppe zu gründen. Das Ziel ist, interessierten Mitgliedern den Umgang mit dem 500-mm-Cassegrain-Teleskop der Sternwarte vertraut zu machen. Nach erfolgreich absolviertem Training können diese Mitglieder selbständig am Teleskop beobachten. Der Kurs wird 6 Abende umfassen und jeweils dienstags stattfinden. Das erste Treffen ist am 17. Oktober um 18:00 Uhr am Haupteingang der Archenhold-Sternwarte.

Bei Interesse bitte Anmeldungen oder Fragen an kguhl@astw.de.

Konrad Guhl

 

Sterne – ohne Arme und Beine

Wolken und Wasser und ein wenig vom erhofften Sternenstaub am Berliner Himmel - das waren die Rahmenbedingungen des diesjährigen Jubiläums der 10. Langen Nacht der Astronomie auf dem Tempelhofer Feld.

Die gute Stimmung ließen sich die Besuchenden dennoch nicht nehmen und warteten geduldig in langen Schlangen vor Teleskopen, um einen Blick auf einen Stern in einem kurzen Wolkenfenster oder einem zur Improvisation genutzten fernen Objekt zu erhaschen.

Großes Interesse seitens der Besucher - Foto: Remondo Dubbke

Eine entfernte Turmspitze mit all ihren Details 150 mal vergrößert rief Erstaunen hervor. So geht Fernrohr! „Wow“, „Wahnsinn“ und „die Turmspitze steht ja auf dem Kopf!“ hieß es gerade aus Kindermund. „Ja, man könnte das Bild umdrehen, aber für Sternengucker ist es nicht wichtig, wo im Weltraum oben und unten ist, ein Stern sieht auch auf dem Kopf gleich aus.“ versuchte ich es kindgerecht zu erklären.

Und mit der Begeisterung eines wachen Kindes folgte als Antwort der vielleicht schönste Satz des Abends:

„Ja! Weil Sterne keine Arme und Beine haben!“

Noch nicht, muss man sagen, denn dieser kleine wache Geist wird eines Tages zweifelsohne Sterne, die laufen können, bauen. Des Kaisers neues Fernrohr – Kindermund tut Wahrheit kund.

So schön kann Sternengucken bei Wolken und Regen sein.

Blick durchs Okular - Foto: Remondo Dubbke

Voller Geduld stand André Hartmann aus unserem Fördervein zusammen mit vielen anderen Sternenfreunden 9 Stunden lang auf dem Tempelhofer Feld bei Wind und Wetter bereit, um Interessierten das Wunder der Vergrößerung eines Teleskopes oder Sterne, die umeinander rotieren, zu zeigen.

Schlange vor Andrés Teleskop - Foto: Remondo Dubbke

Großes Interesse rief auch der Meteor-Horchposten unseres Mitglieds Frank Piorko hervor.

Das Signal einer terrestrischen Radarstation aus Frankreich zur Erfassung niedrig fliegender Satelliten wird mittels eines einfachen Dipol-Aufbaus empfangen und auf das Vorhandensein typischer Signaturen von Meteoren ausgewertet. Diese ionisieren in ihrem Eintrittskanal die Atmosphäre, die dadurch reflektiv wird und Radarsignale der Bodenstation wieder Richtung Erde wirft, was normalerweise bei Luft nicht der Fall ist.
Dieses Reflexionssignal ermöglicht so mittelbar Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Meteoren, auch wenn diese optisch nicht zu sehen waren. Auf diese Weise können Meteorschauer indirekt auf einem Wasserfalldiagramm sichtbar gemacht werden.

Der technische Clou ist dabei eine kleine Box, in der die eigentliche Hardware nur noch auf ein Minimum reduziert ist und die Funktion technischer Regelkreise weitestgehend durch Software ersetzt wird. Vereinfacht ausgedrückt übernehmen Computerprogramme die Funktion von Bauelementen, die ein solcher Versuchsaufbau früher mit diversen Schaltkreisen, Transistoren, Spulen und Kondensatoren erfordert hätte. Alles ist nun in einer kleinen Box mit einer Hochleistungsgrafikkarte zum vergleichsweise kleinen Preis enthalten.

Und diese Horchbox des Onkels am Wäscheständer, der „Satelliten“ belauschen und sogar durch Wolken erkennen kann, wann Steine aus dem Weltraum auf die Erde fallen, fand sogar Anklang bei den kleineren Interessenten, die staunend auf das Diagramm mit der „kleinen blauen Träne“ und den vielen bunten Wellen schauten.

Populärwissenschaft zum Erleben und Anfassen – das fand Anklang. Ermöglicht durch beispielloses Engagement Vieler, die Laien komplexe Wissenschaft nahe bringen.

Dass am Ende die eigentliche Show wetterbedingt ausfiel, nahm ersichtlich niemandem die Freude am Event, unterlegt mit Wasserraketen, zauberhaft illuminierten Feen und Riesen und einem mobilen Planetarium auf den Weiten des Tempelhofer Feldes.

Schönes Kostüm - Foto: Remondo Dubbke

Text und Fotos: Remondo Dubbke

 

Meteor-Scatter bei 143.05 MHz

In den letzten Jahren sind Software Defined Radio (SDR) Empfänger immer erschwinglicher geworden. Gute Geräte für Einsteiger gibt es bereits ab 250 EUR. Durch den hohen Frequenzbereich ergeben sich interessante Anwendungsgebiete im Bereich der Radio-Astronomie.

Ein Beispiel ist Meteor-Scatter, bei dem in der Erdatmosphäre verglühende Meteoride sichtbar gemacht werden können. Verglüht ein Meteor bei seinem Eintritt in die Erdatmosphäre, hinterlässt er einen ionisierten Eintrittskanal. Dieser Kanal kann Radiowellen in Richtung Empfänger reflektieren.

Zur Sichtbarmachung des Eintrittkanals benötigt man einen starken Sender. Grundsätzlich kommen verschiedene Sendertypen in Frage. Die Wahl eines geeigneten Senders richtet sich nach mehreren Faktoren. Ein Auswahlkriterium ist beispielsweise die geografische Position des Empfängers.

In unseren Breitengraden bieten sich das GRAVES Militär Radar (143.05 MHz) in Frankreich und der BRAMS Sender (49.97MHz) in Belgien an. Beide Frequenzen liegen sehr nahe an Amateurfunkbändern. Graves bei 2 m und BRAMS bei 6 m. Dadurch können handelsübliche Antennen und Verstärker aus dem Amateurfunkbereich verwendet werden. Bei GRAVES gestaltet sich die Handhabung der Technik auf Grund der Antennengröße praktikabler (lambda/2). Eine Richtantenne und ein Antennenverstärker sind im Allgemeinen von Vorteil.

Zum Empfang der reflektierten Wellen richtet man die Antenne auf den Sender aus. Da die geografische Position der Sender bekannt ist, kann man die Peilung auf der Eroberfläche sehr leicht bestimmen.

Empfängt man eine reflektierte Welle, kann diese im Wasserfall-Diagramm von SDR Software sichtbar gemacht werden. Mit Hilfe dieses Aufbaus ist u.a. die stündliche Fallrate der Meteroide ermittelbar. Diese variiert je nach Stärke und Art des beobachteten Meteorstroms.

Meteor Scatter am 5. 8. 2023 - Grafik: Frank Piorko

Meteor Scatter am 5. 8. 2023 - 23:25 (anklicken für Bild in voller Auflösung)

Meteor Scatter am 5. 8. 2023 - Grafik: Frank Piorko

Meteor Scatter am 5. 8. 2023 - 23:55 (anklicken für Bild in voller Auflösung)

Die Grösse des Meteroiden hat Einfluss auf die Dauer des Signals. Größere Meteoride erzeugen einen längeren Eintrittskanal und führen zu einem längeren Signal.

Text und Grafik: Frank Piorko

 

Vorstellung der Arbeit des Fördervereins im Robert-Havemann-Gymnasium Karow

Hier die Impressionen eines wunderbaren Tages: Das Robert-Havemann-Gymnasium hat am 12. 9. eine Lifeschaltung zum MPI Effelsberg für Schülermessungen zur Radarastronomie – mit anwesenden Mitarbeitern des Instituts – für die Physikleistungskurse des Havemann- und Goethe-Gymnasiums durchgeführt.

Blick in die Veranstaltung - Foto: Jürgen Rose

Unseren angefragten Beitrag zur Radioastronomie der Stiftung Planetarium Berlin habe ich begleiten dürfen. Die Resonanz war positiv – ebenso zur visuellen Amateurastronomie.

Lehrkabinett - Foto: Jürgen Rose

Versuchsaufbau - Foto: Jürgen Rose

Text und Fotos: Jürgen Rose

 

Unser Beobachtungstipp

Partielle Mondfinsternis am 28. 10. 2023

Daten nach MICA (Multiyear Interactive Computer Almanac):

Delta T:  72.5s
Archenhold Obs., Berlin
Location:  E 13°28'42.0", N52°29'12.0", 41m
(Longitude referred to Greenwich meridian)
Time Zone:  1h 00m east of Greenwich

Moon's  Position
Zone Altitude Azimuth Angle
d h m ° ° °
Moon enters penumbra 28 18:59.9 21.3 96.8 101.
Moon enters umbra 28 20:34.5 35.0 117.0 133.6
Maximum Eclipse 28 21:14.1 40.2 126.9 154.9
Moon exits umbra 28 21:53.5 44.6 138.0 176.1
Moon exits penumbra 28 23:28.2 51.2 170.3 207.8

Penumbral Duration: 4h 28.3m
Umbral Duration: 1h 19.0m
Magnitude: 0.127

Alle Angaben in MEZ

Quelle: Blick in die Sternenwelt 2023, Nikolai Wünsche

 

Aus den Arbeitsgemeinschaften

ISS vor der Sonne auf der Archenhold-Sternwarte beobachtet

In über 400 km Höhe umkreist die Internationale Raumstation ISS die Erde. Dabei kann die Station von einem großen Teil der Erde aus beobachtbar vor der Sonne oder dem Mond vorbeiziehen. Wegen der Neigung der Bahn gegen den Äquator sind die hohen nördlichen und südlichen geographischen Breiten ausgeschlossen. Man kann sich die exakten Zeiten für seine geographische Position auf der Internetseite https://iss.vierwandfrei.de/ anzeigen lassen.

Am 21. August informierte uns unser Mitglied Nikolai Wünsche über einen günstig zu beobachtenden Vorbeiflug der ISS vor der Sonne für die Position der Archenhold-Sternwarte. Am 24. August sollte die ISS um 8:54:24 Uhr vor der Sonne stehen. Unsere Mitglieder Michael Dohrmann and Konrad Guhl beobachteten das Event am 150-mm-Coudé-Refraktor bzw. am 150-mm-Leitrohr des Cassegrain-Spiegels.

ISS Transit am 24.8.2023 - 13:58 Foto: Michael Dohrmann

ISS Transit am 24.8.2023 (anklicken für ganzes Bild in voller Auflösung)

Die Abbildung zeigt eine Montage von 44 Bildern und gibt den Vorbeiflug sehr gut wieder. Die Einzelbilder wurden am 150/2250-mm Coudé-Refraktor mit aufgesetzem Sonnenfilter und mit einer Sony NEX-6 Kamera im Objektivfokus gewonnen. Die Belichtungszeit ist 1/100 Sekunde bei einer Kameraempfindlichkeit von ISO 100.

Foto: Michael Dohrmann
Bericht: Konrad Guhl

 
 

Jubiläen/Jahrestage

1. Dezember

Vor 5 Jahren ermöglichte die NASA - Raumfahrtmission InSight Lander erstmalig auch Tonaufnahmen eines anderen Planeten, vom Planeten Mars.
Die revolutionierend technologisch nüchterne Meldung des autonom arbeitenden Systems lautet: “The spacecraft's seismometer and air pressure sensor picked up vibrations from 10-15 mph (kph) winds as they blew across Mars' Elysium Planitia on Dec. 1, 2018.” Hierzu wurden durch den Marswind ausgelöste Erschütterungen durch sein Seismometer und Luftdrucksensor erfasst und hörbar in den menschlichen Hörbereich umgesetzt.
Geräusche der anschließenden Mission Perseverance Rover auf dem Marsboden eröffneten Eindrücke, wie diese im Vergleich zum Planeten Erde druckarmer Marsatmoshäre herrschen.

Quellen:
https://www.jpl.nasa.gov/videos/sounds-of-mars-nasas-insight-senses-martian-wind
https://www.youtube.com/watch?v=rey1rGLvZBA

 

7. Dezember

Vor 100 Jahren bewies Edwin Powell Hubble (1889 - 1953), US-amerikanischer Astronom, dass der (auch in Amateurfernrohren eindruckvoll sichtbare) Andromedanebel außerhalb der Milchstraße liegt und aus einzelnen Sternen besteht.
Aus konsequenten Untersuchungen periodischer Lichtveränderungen sogenannter Delta-Cephei-Veränderlicher Fixsterne eröffnete sich damit das Verständnis zur Struktur des Universums. Hubble zeigte damit, dass das Universum nicht nur aus unserer Heimatgalaxis besteht.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edwin_Hubble
https://www.spektrum.de/magazin/edwin-hubble-und-die-expansion-des-universums/821083

 

Programmhefte/-hinweise

Programmheft Oktober - Dezember

An dieser Stelle wie immer Hinweise für einen Besuch in den Häusern der Stiftung Planetarium Berlin:

Termine und Ticketbuchung finden Sie auf den Webseiten der Stiftung Planetarium:
www.planetarium.berlin/termine-tickets#/

 

Zum Schluss noch eine Information: Unser Newsletter wird ab dem kommenden Jahr alle 4 Monate erscheinen, also am Ende der Monate April, August und Dezember. Wichtige Informationen werden wir als Sonderausgabe versenden.

Dies war der letzte Newsletter dieses Jahres und wir wünschen für die kommenden Monate alles Gute. Angenehmes Spaziergeh- und Beobachtungswetter für die Herbstzeit, eine schöne Advent- und Weihnachtszeit. Bis zum Jahr 2024!