Konrad Guhl
Die Installation eines SID-Monitors auf der Archenhold-Sternwarte ist eine Aktivität unseres Fördervereins. SID bedeutet sudden ionospheric disturbance, zu deutsch: plötzliche Störung der Ionosphäre.
Das Stanford Solar Center hat eine Messkampagne für solche Ereignisse gestartet und dazu Schulen, Sternwarten und andere wissenschaftliche Einrichtungen um den Aufbau von Messstationen gebeten. Der eigentliche Empfänger, die Software und die technische Unterstützung werden allen mitwirkenden Stationen vom Stanford Solar Center unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Erhöhtes Signal duch Reflektion an der stark ionisierten D-Schicht (schematisch). |
Die Ionosphäre ist ein Gebiet der Hochatmosphäre in dem die Ionendichte einem täglichen Wechsel ausgesetzt ist. Ursache dafür ist die eingestrahlte Energie der Sonne. Auf der Tagseite der Erdatmosphäre einsteht unter anderem eine als D-Schicht bezeichnete Schicht aus Ionen in der die Zahl der elektrisch geladenen Teilchen bei Strahlungausbrüchen auf der Sonne stark ansteigt. Wenn dies geschieht, reflektiert die D-Schicht sehr gut diejenigen Radiowellen die wir als Längstwellen bezeichnen.
Empfänger des SID-Monitors |
Längstwellen werden weltweit genutzt um mit U-Booten zu kommunizieren. Deshalb gibt es auf vielen Kontinenten starke Längstwellensender. Das Ansteigen des Längstwellenempfangs kann also als Anzeige für Aktivitäten auf der Sonne genutzt werden.
Grundlage des SID Projektes des Stanford SOLAR Center ist das registrieren des Signals eines weit entfernten Längstwellenradiosenders an vielen Standorten der Welt. Dabei werden den einzelnen Empfängern sinnvolle Sendestationen zugeordnet.
Messaufbau des SID-Monitors |
Der Empfänger unserer Station mit dem Kennzeichen GER-ASB empfängt das Signal der US amerikanischen Sendestation NAA auf 24 kHz.
Das Signal des Empfängers wird über einen AD-Wandler in einem PC kontinuierlich gespeichert. Antenne, Empfänger, AD-Wandler und Registriercomputer sind im AG-Raum an der Kuppel unseres 500 mm Cassegrain-Teleskops untergebracht.
Der tägliche Verlauf des Signals ist untenstehender Abbildung schematisch dargestellt:
Normaler 24-Stunden-Tag (keine Sonneneruptionen) |
Wir sehen ein flaches Maximum des Signals zum lokalen Mittag und den Umbau der Ionosphäre in der Morgen- und Abenddämmerung.
Wenn jedoch die Sonne mit einem Strahlungsausbruch die D-Schicht zusätzlich ionisiert, steigt das Signal kurzzeitig an. Die folgende Abbildung zeigt zwei solare Strahlungsausbrüche, detektiert als SID in der Registrierkurve vom 5. Mai 2010:
Die ermittelten Daten werden an das Solar Center übermittelt und dort für Wissenschaftler in aller Welt zur Verfügung gestellt.
Sie können das aktuelle Messergebnis auf der Seite des SID-centers sehen und mit dem Resultat anderer Stationen vergleichen: Gehen Sie auf die Datenseite des SID-centers unter http://sid.stanford.edu/database-browser/. Sie finden unsere Station mit dem Code GER-ASB mit der aktuellen Messkurve › hier.
Natürlich sind auch die alten Beobachtungsdaten auf dieser Website im Archiv zu finden.