Vorstellung der Arbeitsgemeinschaft „Nichtoptische Astronomie“
Durchmusterung des Himmels bei 21 cm Wellenlänge (neutraler Wasserstoff)
Wir haben den Kosmos auf ganz besondere Weise erkundet: Mit unserem 1,8-Meter-Radioteleskop haben wir die 21-cm-Linie des neutralen Wasserstoffs systematisch kartiert. Unsere Beobachtungen haben uns einen faszinierenden Einblick in die Verteilung von Materie im Universum gewährt. So konnten wir beispielsweise die Verteilung von Wasserstoff in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, detailliert untersuchen und neue Erkenntnisse über ihre Spiralstruktur gewinnen.
Um unsere Forschung noch weiter voranzutreiben, planen wir, unser Radioteleskop zu modernisieren. Durch eine automatische Bewegung des Teleskopspiegels wollen wir die Qualität unserer Beobachtungen deutlich erhöhen und so noch feinere Strukturen im Universum sichtbar machen. Mit diesen verbesserten Daten können wir dann noch präzisere Modelle der Galaxienentwicklung erstellen und unser Verständnis vom Kosmos vertiefen.
Sichtbarmachen der Spiralarme der Milchstraße
Eines unserer Hauptziele war es, die feinen Strukturen unserer Galaxie sichtbar zu machen. Durch eine sorgfältige Analyse unserer Radiodaten konnten wir die Verteilung von Wasserstoff in den Spiralarmen der Milchstraße detailliert abbilden. Diese Spiralarme sind die Geburtsstätten neuer Sterne und spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung unserer Galaxie. Mithilfe der Dopplerverschiebung des neutralen Wasserstoffs konnten wir die Bewegung der Spiralarme präzise bestimmen und so ein klares Bild ihrer Struktur erhalten.
In Zukunft möchten wir unsere Untersuchungen auf statische Radioquellen ausweiten, um noch mehr über unsere Milchstraße und das Universum zu erfahren. Diese Erweiterung soll in das alternative Programm unserer 'Nacht auf der Sternwarte' integriert werden. So können auch interessierte Besucher einen Einblick in unsere Forschung gewinnen und die faszinierende Welt der Radioastronomie entdecken.
Meteor Scatter im 2-Meter-Band
Ein weiteres spannendes Forschungsgebiet ist die Untersuchung des Meteor-Scatters. Dabei nutzen wir die ionisierten Spuren von Meteoren als natürliche Spiegel, um Funksignale über große Entfernungen zu reflektieren. Dieses Phänomen ermöglicht es uns, die Aktivität von Meteorschwärmen zu untersuchen und wertvolle Erkenntnisse über die Zusammensetzung und den Ursprung dieser kosmischen Staubteilchen zu gewinnen.
Unsere bisherigen Beobachtungen haben uns bereits umfangreiche Daten über die Häufigkeit und Intensität verschiedener Meteorschwärme geliefert.
Um unsere Forschung weiter voranzutreiben, planen wir eine Erweiterung unseres Empfängernetzwerks und die Umstellung auf GNU Radio. Dadurch können wir die Signale automatisch auswerten und Meteore zuverlässiger detektieren. Mit Hilfe von automatischen Klassifizierungsalgorithmen wollen wir detaillierte statistische Analysen durchführen, um noch präzisere Aussagen über die Eigenschaften von Meteoren treffen zu können. Zudem möchten wir den Zusammenhang zwischen Meteorschwärm-Aktivitäten und kosmischen Ereignissen wie Kometen und Asteroiden genauer untersuchen. Langfristig möchten wir so einen Beitrag zur Erforschung des Sonnensystems leisten.
Satellitenkommunikation mit SatNOGS
Im Rahmen des SatNOGS-Projekts haben wir eine eigene Bodenstation aufgebaut, um wissenschaftliche Daten von Satelliten zu empfangen. Durch diese Aktivitäten konnten wir wertvolle Erfahrungen in der Satellitenkommunikation sammeln und einen Beitrag zur internationalen Forschung leisten.
Unsere Bodenstation ermöglicht es uns, die faszinierende Welt der Satellitentechnik hautnah zu erleben. Wir haben gelernt, wie Satellitenverbindungen aufgebaut werden und wie man wissenschaftliche Daten aus dem Weltraum empfängt.
In Zukunft möchten wir unsere Bodenstation weiter ausbauen und für verschiedene wissenschaftliche Projekte nutzen. Unser Ziel ist es, die gesammelten Daten für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung zu stellen und so neue Erkenntnisse über die Erde und das Weltraumwetter zu gewinnen. Wir planen, unsere Aktivitäten in das Programm 'Nacht auf der Sternwarte' zu integrieren, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, unsere Arbeit kennenzulernen und die Faszination der Satellitenkommunikation zu erleben.
Reaktivierung der Erdfunkstelle Intersputnik in Neu-Golm
In einer gemeinsamen Initiative mit Lehrkräften des Robert-Havemann-Gymnasiums Berlin-Karow und der Firma SENSYS konnten wir die 12-Meter-Parabolantenne in Neu-Golm für radioastronomische Beobachtungen nutzen. SENSYS stellte uns die Antenne freundlicherweise zur Verfügung, während wir uns um den Umbau und den Betrieb kümmerten. Als Empfänger diente ein selbstgebauter Dipol, der mit einem Nooelec Sawbird+H1-LNA und einem RTL-SDR kombiniert wurde. Die Antenne war auf den Zenit ausgerichtet und über mehrere Tage hinweg betrieben. Die aufgezeichneten Spektren liefern uns wertvolle Daten für die weitere Optimierung unseres Systems. Mit dieser leistungsstarken Antenne eröffnen sich uns neue Möglichkeiten für die Radioastronomie und bieten gleichzeitig Schülerinnen und Schülern die Chance, praktische Erfahrungen in der Astronomie zu sammeln.
Beobachtung von Strahlungsausbrüchen des Jupiters
Ein weiteres Projekt ist die Beobachtung von spontanen Strahlungsausbrüchen des Planeten Jupiter bei 21 MHz. Hierzu planen wir den Aufbau eines Arrays aus zwei Dipol-Antennen. Die Ursache dieser Strahlungsausbrüche ist noch nicht vollständig verstanden, doch durch die Sammlung kontinuierlicher Daten vieler Beobachtungsstationen unter Mithilfe von Amateur-Radioastronomen war es in der Vergangenheit möglich, einen Zusammenhang zwischen Jupiter-Bursts und dem Magnetfeld des Planeten sowie der Stellung seines innersten großen Mondes Io herzustellen. Ziel ist es, in Kooperation mit dem NASA-Projekt "Radio-Jove" als registrierte Beobachtungsstation Langzeitdaten zu sammeln und dabei mit anderen Beobachtungsstationen auf der ganzen Erde einen Beitrag zur Erforschung dieses Phänomens zu liefern. Ein besseres Verständnis der Jupiter-Bursts kann auch dabei helfen, unser Verständnis vom Magnetfeld der Erde zu vertiefen.
Durch das Zusammenschalten zweier Empfangsanlagen zu einem Array wird eine Empfindlichkeit erreicht werden, die es uns ermöglichen wird, auch Strahlungsausbrüche der Sonne im Dekameter-Bereich aufzuzeichnen.
Ansgar Schmidt
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